Auf dem Wümme Radweg

… vom 2. – 7. September 2021

Das Titelfoto zeigt den Zusammenfluß von Wümme und Hamme

Die Wümme ist 121 km lang, sie entspringt in der Lüneburger Heide südlich des kleinen Ortes Niederhaverbeck. Sie verläuft zunächst in nordwestlicher Richtung, dann südlich von Tostedt in Richtung Südwesten, über Scheeßel nach Rotenburg (Wümme), anschließend in weitgehend westlicher Richtung über Ottersberg und Borgfeld bis zum Zusammenfluß mit der von Nordwesten herankommenden Hamme. Diese beiden Flüsse bilden dann die Lesum, die nach 10 km bei Vegesack in die Weser mündet.

Der Wümmeradweg hat eine Nord- und eine Südroute, zusammen ergibt sich eine Rundstrecke von ca. 260 km. Durch zusätzliche Strecken von Hittfeld nach Handeloh, in Rotenburg, an der Hamme und in der Lüneburger Heide kamen dann ca. 380 km zusammen.

2. September, unsere Äpfel sind schon reif, also eigentlich etwas spät für eine Radtour
Gegen 7:30 Uhr …
… gehe ich auf die Strecke über Jesteburg nach Handeloh, wo ich auf die Nordroute des Wümmeradweges treffe, weiter über Lauenbrück, und …
… bei Scheeßel überquere ich die Wümme
Übernachtung in Rotenburg (Wümme), nach längerer Zeit mal wieder in einer Jugendherberge
Am nächsten Tag geht es über Borgfeld und Lilienthal entlang der zahlreichen Wümmewindungen durch die Wiesen des Blocklandes
Mittagspause an einem einsamen Gasthof mit dem schönen und zutreffenden Namen …
… „Wümmeblick“
„Land of Green Naturresort“ nahe der Hamme bei Worpswede, WoMo Stellplatz, Baumhäuser, Baumzelte, …
… aber auch gewöhnliche Camper wie ich können hier ihr Zelt aufschlagen!
Mitten in der Anlage steht dieses Reetdachhaus, die Inschrift am Eingang: „Ferienheim DKV 1933“. Hier war wohl früher eine Kanustation des Deutschen Kanu-Verbandes als Übernachtungsstation für Kanuwanderer
Am nächsten Morgen folge ich der Landstraße unweit der Hamme nach Nordosten und muß den „Moorexpreß“ auf seiner historischen Trasse passieren lassen. 1907 wurde die Kleinbahn eröffnet, seit 1978 gibt es nur noch in den Sommermonaten Betrieb mit Touristik-Zügen von Stade über Bremervörde und Worpswede nach Bremen
Ich quere die Hamme bei Viehspecken
Nördlich der Hamme fahre ich über Osterholz-Scharmbeck wieder in Richtung Bremen, und unterwegs grüßt das Erntefestkomitee von Wallhöfen!
Hier ist das Flußbett der Hamme schon recht breit, die Gezeiten der Nordsee bestimmen entlang der Weser und der Lesum Wasserstand und Fließgeschwindigkeit von Wümme und Hamme
Von links kommt die Hamme, genau geradeaus die Mündung der Wümme, und nach rechts (Südwesten) fließen beide als Lesum weiter
Am Nordufer der Lesum ein Rehbock mitten auf der Wiese
Garmin Fenix 5x mit sinnvoller Eigenbau-Halterung am Lenker
Die Lesum wird von vielen Yachtclubs genutzt
Blick vom Lesumdeich auf die St.Martini Kirche Burglesum
Ein Angler meditiert am …
… Denkmal von Admiral Karl Rudolf Brommy. Brommy wurde 1804 in Anger bei Leipzig mit dem Namen Bromme geboren, als Vollwaise wurde er mit 14 Jahren Seemann und bereiste mit Segelschiffen Mittelamerika. Er heuerte auch auf US-Seglern an und wurde zum Kapitän befördert. Seitdem nannte er sich gemäß der englischen Aussprache Brommy. Später war er in griechischen Diensten an deren Unabhängigkeitskrieg gegen Türken und Ägypter beteiligt. Ab 1849 war er Befehlshaber der Reichsflotte, der ersten gesamtdeutschen Marine, und wurde zum Konteradmiral ernannt, schon 1852 wurde die Auflösung der Flotte beschlossen, Brommy erhielt 1853 seinen Abschied und lebte bis zu seinem Tod 1860 zurückgezogen in Burglesum
Noch 4 km bis Vegesack, zur Mündung …
… der Lesum in die Weser. Hier lag bis vor kurzem noch das alte Segelschulschiff „Deutschland“. Eigentlich wollte ich auf dem Schiff übernachten, „Bed and Bike“, aber es wurde kurz vor meiner Tour nach Bremerhaven verlegt
Auf dieser Brücke für Fußgänger und Radfahrer überquere ich die Einfahrt des Vegesacker Hafens und bin …
… am Fähranleger, gerade legt die Weserfähre von Lemwerder (Niedersachsen) an
Hinter der Fischbude steht der ehemalige Werftschlepper Regina als Technikdenkmal auf der Maritimen Meile. Ich habe mir hier ein Backfischbrötchen gegönnt
Übernachtung im Gasthof „Nordseite“ an der Wümme, dann geht es auf der Südroute entlang der Wümmewindungen nach Westen, Egypten (offensichtlich neue Rechtschreibung) liegt also neuerdings südlich von Ottersberg!
Weiter durch das flache Land bei Wümmingen (Nomen est Omen), …
… und in Hellwege wieder Strohballen-Kunst
Übernachtung im Hotel am Pferdemarkt in Rotenburg und abends beim Italiener, mit Blick auf den Turm der Stadtkirche von 1752
Über Lauenbrück und Fintel folge ich der Route
„Falsche Orchideen“ an der Strecke
Schneverdingen, Kunst vor dem Rathaus, ich vermute, es stellt „Wutbürger“ dar, die mit der Verwaltung unzufrieden sind
Es ist im Laufe des Vormittags ziemlich warm geworden und ich freue mich auf die Mittagspause!
Wenig später bin ich mitten in der Lüneburger Heide, hier verläuft auch der Leine-Heide-Radweg, den ich vor zwei Jahren befahren habe (Bericht auch auf meiner Webseite)
Der Stein weist mir den Weg nach Niederhaverbeck, …
… durch die herrlich blühende Heidelandschaft, …
… nur eine einzelne Kutsche ist unterwegs, wenige Radfahrer und Wanderer, Wilsede und Undeloh sind noch weit genug entfernt!
Ich bin am Wümmeberg, 104 m hoch, Blick auf den Suhorn (108 m) gegenüber, unten das Wümmemoor, Ursprungstal der Wümme
Etwas unterhalb dieser Aussichtspunkt, das Tal ist zur Zeit sehr trocken
Der Ort Niederhaverbeck …
… rückt näher, …
… es ist wunderbar ruhig …
… inmitten des Naturschutzgebietes Lüneburger Heide
Die alte Scheune liegt kurz vor dem Tagesziel
Haus Heidetal, 1906 als Kurhaus erbaut, auch heute noch eine einsam gelegene Pension mitten in der Natur „mit dem Flair vergangener Jahre“
In allen Räumen und Gästezimmern sind bewußt fast alle Stilarten der vergangenen 100 Jahre zu finden. Es herrscht totale Ruhe, 0 Dezibel, kein Mobilfunkempfang, kein Fernsehen, keine Außenbeleuchtung
Nachmittags habe ich noch Zeit, das Hofcafe in Oberhaverbeck zu besuchen
Das Fachwerkhaus ist von 1844
Am nächsten Morgen treffe ich eine Heidschnuckenherde …
… im Tal der Haverbeeke, einem etwa 4 km langen Quellbach der Wümme. Die Haverbeeke ist am Zusammenfluß mit der Wümme wasserreicher und länger als die Wümme
Nur etwa 2,5 km sind es zum …
… Wilseder Berg, mit 169,2 m die höchste Erhebung der norddeutschen Tiefebene
Die flache Kuppe des Berges bietet …
… weite Rundblicke auf die Landschaft
Vormittags sind nur einzelne Wanderer und Radfahrer hier oben
Auf dem Gipfelstein findet sich eine Inschrift nach einem Gedicht von Joseph von Eichendorff (1788 – 1857)
„Grüß dich Deutschland aus Herzensgrund“
Nach 2,7 km bin ich schon am Totengrund, wer sieht die Schmetterlingsraupe … ?
… auf dem Stein?
Warum heißt diese Mulde Totengrund? Vielleicht toter Grund, also unfruchtbarer, sehr trockener Boden? Andere Vermutungen weisen auf die Sagenwelt der Lüneburger Heide
Für die markante Kesselform des Totengrundes gibt es verschiedene Ursprungstheorien, sie reichen von eiszeitlicher Entstehung bis zu einem Meteoriteneinschlag
Für mich ist aber klar, daß mein Weg über Wilsede und Undeloh führen wird, …
… und dann entlang des Seeveradweges …
… durch sonnige und …
… bunte Blumenwiesen …
… zurück nach …
… Hittfeld!

Es war in wenigen Tagen eine Radtour durch vielfältige Landschaften Niedersachsens, vorgegeben durch den kleinen Heidefluß Wümme, der in seinem gesamten Lauf bis nach Vegesack unter Natur- und Landschaftsschutz steht

Viele Grüße und bis bald!

Dietrich

Hittfeld, 29. September 2021

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