Am 13.10.74 war ich das erste Mal in Bräunlingen, es war erst mein zweiter Marathon überhaupt. Über die Jahre war ich immer wieder dort, meine Bestzeit auf dieser Strecke liegt bei 3:18:05. 40 Jahre später habe ich mich auf den Weg gemacht, um zum 20. Mal diese große Waldrunde mit 450 Hm zu erleben.
Schon am Freitag ging es in den Süden, am Sonnabend war die Wutachschlucht geplant, eine Wanderung von 13,5 km durch eine einzigartige Urlandschaft in einem wilden Flußtal.
Auch hier kommen ca. 300 Hm zusammen, eine gute Aufwärmstrecke für den 47. Schwarzwald-Marathon.
Diesmal stellte ich mein WoMo an der Schattenmühle ab, am oberen Ende des Flußtals. Von hier fährt dann ein Bus zur Wutachmühle stromabwärts, wo heute meine Tour beginnt.
Es sind noch etliche Wanderer an der Wutachmühle, aber bald bin ich allein auf weiter Flur. Es regnet teilweise, und die Pfade sind sehr matschig, aber ich habe diese Schlucht schon so oft wie den Marathon bewältigt, bei allen Witterungsvarianten.
Der Nebel hängt noch über dem Fluß und zwischen den Bäumen und Felswänden, erst später kommt teils die Sonne durch. An einer Biegung fließt Wasser aus dem Fels, das stromaufwärts versickert war. Hoch oben vom in den Fels geschlagenen Pfad sieht man die Wutach dahinströmen.
5 km vor dem Ziel laufe ich durch das ehemalige Bad Boll, hier gab es Ende des 19. Jahrhunderts ein Kurhotel und eine Mineralquelle, das sollte gegen Krankheiten wie die Krätze helfen.
Nur die Kirche steht noch, halb zugewachsen.
Zum Schluß ist der unwegsamste Teil des Weges mit Baumwurzeln und Felsen zu überwinden, ich habe 3 ½ h benötigt, es ist kein Spaziergang. Ich erinnere mich, früher auch mal hin und zurück gegangen zu sein. Von der Schattenmühle fahre ich dann wieder nach Bräunlingen, um mein Campmobil an Start und Ziel abzustellen und mir die Startunterlagen zu holen. Abends war ich wieder im Traditions-Gasthaus Zacher, jetzt italienisch geführt, aber auch mit deutscher Küche. Hier saß ich schon gestern am Stammtisch, wo man interessante Leute trifft, z.B. zwei in die Jahre gekommene ehemalige Marathonsieger der Jahre 1976 und 78. Wieder die Frage: „Was, du bist extra für den Marathon aus Hamburg hierher gekommen??“ „Na klar!!“ Aber das kennt man ja.
Am nächsten Morgen brauchte ich praktisch nur aus dem Wohnmobil zu fallen, um am Start zu sein.
Auch hier war ein Profisprecher am Werk, der das Feld um 9:30 h auf die Runde schickte, zunächst durch das historische Stadttor mit Turm, durch den Ort, 700 m hoch gelegen, mit vielen Zuschauern und traditionellem Glockengeläut, über die Felder und nach wenigen km in den Wald.
Der Kurs steigt bis 18 km an, ca. 1000 m Höhe sind erreicht, wenn es nicht neblig wäre, hätte man hier Fernsicht. Viele km laufe ich mit einem Läufer aus Herrenberg, er hat hier sozusagen Heimspiel. Das hilft bei meinem Minimalziel, der Sollzeit.
Weiter schnurgerade über die Lange Planie und die Seemannsallee, noch eine Steigung bei 23 km, dann geht’s bergab, über die Lange Allee, das Feld von 300 Teilnehmern hat sich weit auseinandergezogen. Bei km 34 dann der kleine Ort Unterbränd am Waldrand, hier haben wir früher oft übernachtet, im Gasthof Seeblick oder bei Frau Schalk in der Pension, oder beim Bauern.
Jetzt wieder über Felder, durch Waldhausen, und die letzten Schilder 40, 41, 42 kündigen Bräunlingen an, hinten ragt der Kirchturm empor.
Ich komme heute gut zurecht, kann ohne Probleme den Zielbogen durchlaufen, beste Zeit seit meiner Verletzung im April 2013. Auf dem Foto zeigt die Digitaluhr zufällig genau meine Nettozeit an.
Nach dem Duschen in der neuen großen Sporthalle genehmige ich mir Kaffee und Kuchen. Gegen 16:30 Uhr beginne ich schon die Heimfahrt, übernachte aber auf einem Rasthofparkplatz, um dann bequem am frühen Montagnachmittag das Ortsschild von Hittfeld wiederzusehen. Mission 20 erfolgreich abgeschlossen!
Dietrich Eberle 14.10.2014























