Gunla hatte mir ihren Frankfurt-Startplatz überlassen, da konnte ich ja nicht nein sagen! Vorgesehen war eine Fahrt mit dem Wohnmobil in die Mainmetropole, aber meine Firma machte mir mit einer plötzlichen Dienstreise einen Strich durch die Rechnung. So entschloß ich mich, nach der Schongau-Dienstreise am Freitag von München nach Frankfurt zu fliegen und einen zusätzlichen Tag in Mainhattan zu verbringen. Die Startunterlagen habe ich mir sofort nach meiner Ankunft im Hotel nahe der Messe abgeholt, Halle 1, Ebene 2. Ruth Jägers Ehemann und Betreuer Adam war hier für den Frankfurt Marathon engagiert und übergab mir persönlich den Starterbeutel.
Am Freitag war es auf der Marathonmesse auch noch entspannt und relativ leer. Am Sonnabend Morgen gönnte ich mir ein späteres Aufstehen und nahm mir vor, Frankfurt am Main noch einmal neu zu erkunden. Vor 40 Jahren war ich hier schon mal 3 Monate für meine damalige Firma, die alte AEG, aktiv, am Südufer des Mains, Theodor Stern Kai.
Über eine Fußgängerbrücke östlich des Hauptbahnhofes überquerte ich also den Main
und spazierte am Ufer mit Panoramablick auf die Stadt bis zum berühmten Eisernen Steg, der auch den Fußgängern vorbehalten ist.
Wieder am Nordufer hat man sofort den Römerberg mit dem Frankfurter Römer im Blick, einem der schönsten und ältesten Rathäuser Deutschlands.
Auch auf dem Römerberg, gegenüber, eine Reihe von historischen Fachwerkhäusern. Keine Frage, daß hier jede Menge Touristen aus aller Herren Länder unterwegs waren.
Gleich nebenan steht die Frankfurter Paulskirche, hier trat ab 1848 das erste deutsche Parlament zusammen. Nicht weit entfernt der „überragende“ Kaiserdom St. Bartholomäus, die Krönungskirche deutscher Kaiser und Könige.
Weiter ging’s vorbei an der alten Oper auf die förmlich von Touristen und Einheimischen überlaufene Zeil, die Haupteinkaufsmeile der Stadt, und zur historischen Hauptwache. Dann wurde es schlagartig ruhiger als ich das Westend mit den gewaltigen Hochhäusern durchquerte,
dazwischen noch ältere bürgerliche Wohnhäuser.
Nun war ich wieder, wie von Zauberhand, am Messeturm und Haupteingang.
Start und Ziel wurden gerade aufgebaut.
In der Festhalle war schon die Nudelparty in vollem Gange. Am späten Nachmittag hatte ich noch Zeit, das Äppelwoiviertel Sachsenhausen zu besuchen, hier war ich damals 1974 vorwiegend nach Feierabend tätig, um die Sitten und Gebräuche der Hessen und vorwiegend der Frankfurter zu studieren, im Klartext: Äppelwoi (Vergorenen Apfelmost) zu trinken, zum Beispiel in der Traditionswirtschaft Dauth Schneider. Hier bestellte ich mir gegrilltes Rippchen mit Sauerkraut und natürlich Apfelwein. Das war die ideale Vorbereitung auf den Marathon am Sonntag. Trotzdem ging ich früh schlafen, plus einer geschenkten Stunde Zeitumstellung. Am nächsten Morgen war ich nach 10 Minuten Fußweg in Halle 1 und konnte nach der Gepäckabgabe noch in Ruhe einen Capuccino trinken + ein Stück Apfeltorte.
Der Start vor der Messe ging reibungslos, nachdem der Spaß-Sprecher die üblichen Sprüche losgelassen hatte (zeigt daß ihr alle da seid!, ich will alle eure Hände oben sehen, das ist euer Lauf……, bla… bla…. bla…..) Es ging jetzt in einigen Schleifen durch die Stadt, auch über den Main und später durch Außenbezirke,
dann zum Schluß wieder in Windungen durchs Zentrum und zum Ziel in der Frankfurter Festhalle mit vielen bunten Lichteffekten und Musik.
Mir waren es insgesamt etwas zu viele Windungen auf der Strecke! Der Kurs ist fast flach mit ganz wenigen leichten Anstiegen, etwa 60 Höhenmeter in Summe. Die anderen 100 MC‘ ler habe ich leider nicht getroffen, aber während ich das hier im Zug schreibe, hat mir Gunla die Ergebnisse geschickt: Renate Werz 6:04:23, Gerd Rudi Papcke 5:47:48, Sara und Joachim Kortika 5:42:04/03, Christine Schröder 5:37:42, Günter Heyer 5:38:12, Werner Britz 6:06:40, Manfred Gaudl 4:57:49. Ich selbst hatte mir vorgenommen, meine augenblicklich gültige „Schallmauer“ von 5 h zu überwinden, und das ist mir mit 4:55:23 gelungen. Es war voll im Innenhof der Messe auf der Verpflegungsmeile, ich kämpfte mich zum Gepäck und zu den Duschen durch, das war, wie die gesamte Veranstaltung mit großer Sportmesse, gut organisiert und funktionierte reibungslos. Gunla hatte schon mitbekommen, daß ich nach ewiger Zwangspause unter 5 h geblieben war und gratulierte mir mit einer SMS. Jetzt blieb nur noch der Weg zur S-Bahn, die Fahrt zum Hbf und weiter mit Direktzug nach Hamburg. Gunla holte mich um 20:38 h an Gleis 12 ab für den Heimweg nach Hittfeld.
Dietrich Eberle 26. Oktober 2014