Mein 1000. Marathon in Singapur

Am Donnerstag, dem 1. Dezember war es endlich soweit, der Lufthansa-Streik war einen Tag vorher zuende gegangen und ich konnte um 22 Uhr in Frankfurt den Flieger nach Singapur besteigen.

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Nach 12 h Flug und mit + 7 h war es bei der Ankunft auf dem Changi Airport bereits Freitag, 17 Uhr Ortszeit. Mit der MRT (U-Bahn) fuhr ich dann nur eine Station zur Expo,

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wo in Halle 4 die Startunterlagen ausgegeben wurden.

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Die Teilnehmerliste war alphabetisch geordnet und ich stand zum Glück auch drin.

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Mit Umsteigen braucht man dann noch eine knappe Stunde bis ins Stadtzentrum. Singapur ist als Insel Malaysia an der Südspitze vorgelagert, hat 5,5 Millionen Einwohner und eine Fläche von 718 km², entspricht knapp der Fläche von Hamburg. Nationalsprache ist Malaiisch, weitere Amtssprachen sind Englisch als Verwaltungs- und Handelssprache, der indische Dialekt Tamil und mehrere chinesische Dialekte. 77 % der Einwohner sind Chinesen, 14 % Malaien, 8 % Inder, der Rest andere. Die Temperaturen liegen hier am Äquator das ganze Jahr über bei 30 Grad.

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Ich komme aus der Station Chinatown und bin gleich mittendrin.

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Mein Hotel liegt am Rande von Chinatown …

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… in einer relativ ruhigen Nebenstraße.

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Den Sonnabend brauchte ich dann, um mich von 0 auf 30 Grad zu akklimatisieren und seelisch auf den Marathon vorzubereiten.

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Der Start ist am Sonntag, dem 4. Dezember um 4:30 Uhr früh auf der Orchard Road, der Haupt-Shoppingmeile von Singapur, natürlich bei voller Weihnachtsbeleuchtung. Es gibt mehrere Startblöcke, und ich bin in Block F um 5 Uhr dran.

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Eigentlich brauche ich mich ja nicht einzulaufen bei 26°, ohnehin habe ich einen Muskelfaserriß im linken Oberschenkel, ein Andenken aus Monaco, und ich werde viel gehen müssen.

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In diesem Jahr bekam jeder der ca. 10.000 Marathonteilnehmer mit den Startunterlagen ein grünes Shirt, und die meisten starten damit auch. Weiterhin sind wohl ca. 20.000 Halbmarathonläufer dabei, die in blau laufen. Am Vortag lief auch noch eine Unzahl von 10 km-Läufern.

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Die ersten 2 bis 3 Stunden ist es noch dunkel, wir laufen entlang der Marina Bay mit der hell erleuchteten City im Hintergrund.

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Dann geht es an der Küstenlinie entlang durch den East Coast Park, viele Läufer kommen mir schon wieder entgegen.

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Aber hier sind auch viele andere langsame Läufer unterwegs und ich bin nie alleine.

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Ein wahres Wort, das ich in den letzten 42,195 Jahren immer zu beherzigen versucht habe! Die Sonne brennt jetzt runter bei über 30°, und die letzten km brechen an.

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Ich überquere auf der Anderson Bridge von 1910 den Singapore River und bin auf der Zielgeraden!

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Nur noch wenige Meter ….

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… bis zum Zieleinlauf …

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… an der City Hall …

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… von Singapur.

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Ich habe den 1000. Marathon/Ultra geschafft,  am Sonntag, dem 4. Dezember 2016 um 12:15 Uhr Ortszeit …

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… 42,195 Jahre nach meinem 1. Marathon in Nordholz am 29. September 1974 in 4:28:51, damals zusammen mit meinem alten Schulfreund und 100 MC Mitglied Wolfgang Kahlert, seinen ersten Marathon lief damals auch Horst Preisler, er hatte aber schon einen 100er auf dem Konto. Mein Bruder Manfred war auch dabei, er lief die 11 km in 49:52. Ich habe mir die Ergebnisse nochmal genau angesehen, sonst kenne ich niemanden mehr auf der Liste. Ein bißchen Nostalgie muß aber noch sein, …

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… zwei Wochen später liefen Manfred, Wolfgang und ich dann zusammen den Schwarzwald Marathon in Bräunlingen, damals mit bis zu 2000 Finishern der größte weltweit! Das waren noch Zeiten!

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Ein Streckenfoto habe ich allerdings nur von 1975.

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Hier noch ein Bilderrahmen:

o.l. Schwarzwald 1995  3:45:21,   o.r. Morat-Fribourg Schweiz 1982 17,125 km 1:19:46,      u.l. Berlin 1984 Bestzeit 3:08:24,   u.r. Brocken Harz 4:19:22

 

Mehr alte Fotos sind unter „Biografie“ zu sehen, ist gerade in Bearbeitung.

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Das hat man früher „Auslaufen“ genannt.

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Sofort nach dem Zieleinlauf gab es das Finisher-Shirt, von Schneggi auch gerne „Angäborrschört“ genannt, und die Finisher-Medaille.

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Wie kann man jetzt diese 1000 Marathons und Ultras und die vielen Jahre zusammenfassen, was bleibt davon? Es in Zahlen auszudrücken, ist noch relativ einfach:

767 Marathons und 233 Ultras in 42,195 Jahren, in 37 Ländern und 5 Erdteilen

460 verschiedene Strecken, 164 Läufe im Ausland mit 16 Hauptstädten, alle Bundesländer

Dabei 47.227,99 km in 6008:20:44 h gelaufen, 47,228 km/Lauf, 6:00:30 h/Lauf

1. Marathon 29. September 1974 in Nordholz, gelegen nahe Cuxhaven in 4:28:51 h

Persönliche Bestzeit Marathon am 30. September 1984 in Berlin 3.08:24 h

Marathon 13er Serie 2002 Teichwiesen (Sieger), Marathon 10er Serie 2016 Lago d’Orta

Nördlichster Marathon Tromsö (N), Südlichster Auckland (NZ)

Höchster Mar. Zermatt-Gornergrat 3010 m, Meiste Höhenmeter Graubünden 2682 Hm

Tiefster Marathon Sondershausen 700 m unter der Oberfläche, 400 m unter NN

Tiefster Ultra Dead Sea Jordanien, Ziel auf -400 m

1. Ultra 22. April 2000 Two Oceans Kapstadt 56 km in 5:25:34 h

53 Läufe über mehr als 70 km, davon 15 x 24 h, Persönliche Bestleistung 162,6 km

2 x 100 Meilen, 7 x 100 km, 2 x Transe Gaule, 2 x MUM, 3 x Baltic Run, Horb-Berlin,

Triple Marathon Eelde-Wardenburg, 2007 in einem Jahr 106 M/U gelaufen

Ziel 60 Wettbewerb (60 Zielzeiten in einer Stunde) 13 Abschlüsse

Viel wichtiger ist aber, daß ich dadurch viel von der Welt gesehen habe, viele Menschen getroffen, in viele Länder gereist, nicht nur beim Laufen, auch durch meine Bergreisen in alle Kontinente.

Nachdem ich mich einen Tag ausgeruht hatte, wollte ich mir Singapur noch etwas genauer ansehen. Es gibt tatsächlich auch das grüne Singapur, die Southern Ridges.

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Von der MRT Station Labrador Park fährt Bus 100 zum Hort Park, eine Art „Planten un Blomen“. Hier startet eine mehrere km lange Tour über eine hügelige Waldlandschaft, …

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… als Baumwipfelpfad mit weitem Blicken …

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… auf die Stadt. Über die folgenden Wanderwege erreiche ich den Mount Faber …

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… und fahre mit der Seilbahn zur Insel Sentosa hinüber, grandiose Sicht auf den bedeutenden Hafen von Singapur und …

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… die „moderne Architektur“.

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Auf Sentosa steige ich um zu einer Inselrundfahrt per Seilbahn.

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Im Meer an der „Straße von Malakka“, einer wichtigen Schiffsroute nach China und Japan, liegen zahllose Frachtschiffe vor Anker. Grund: Die Schiffe warten auf Fracht, es gibt eine Überkapazität an Frachtschiffen und zu wenige zu transportierende Güter. Man kann es auch Wirtschaftskrise nennen.

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Sentosa ist ein Naherholungsgebiet mit künstlich aufgeschütteten Stränden, der Sand kommt aus Malaysia und Indonesien.

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Von hier gesehen kann man es glauben, Singapur möchte eine Stadt im Grünen sein!

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Zurück am Mount Faber, setze ich meinen Weg fort und komme nach Vivo City, ein Einkaufszentrum an der Harbour Front.

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Noch einmal ein Blick hinüber nach Sentosa, …

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… am Vormittag eines Wochentages ist noch nicht so viel los, …

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… auch die Stehplätze in der Metro sind um diese Zeit noch frei.

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Am Nachmittag habe ich mir Tiong Bahru vorgenommen, eine Art Szene-Viertel mit Bauten aus den 1930er Jahren, …

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… buddhistischen Tempeln, …

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… und dem authentischen Tiong Bahru Market, ein zweistöckiger Komplex mit …

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… unzähligen Läden im Untergeschoß, oben ebenso viele Hawker, kleine Imbißstuben mit reichhaltigen Angeboten von Hühnchen mit Reis bis Zuckerrohrsaft.

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Wenn man sich an einem Stand mit Essen und Trinken versorgt hat, setzt man sich entspannt an einen freien Tisch und beobachtet das bunte Treiben.

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Am nächsten Morgen mache ich mich auf den Weg nach Downtown, vorbei an hängenden Gärten.

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Sir Thomas Stamford Raffles gilt als Stadtgründer.

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Für ein solches Selbstbildnis ohne Selfiearm hat man selten Gelegenheit!

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Die Cavenagh Bridge ist ein architektonisches Juwel, sie überspannt den Singapore River.

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Die Erbauer haben ihr Firmenschild dauerhaft in die Konstruktion der Hängebrücke eingefügt.

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Die Skulpturen stellen Szenen aus dem Singapur vergangener Tage dar, Händler, Geldverleiher …

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… oder einfach nur badende Kinder. Hier an diesem Anleger steige ich ein zu einer kleinen Bootstour auf dem Singapore River.

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Von der Marina Bay hat man den ultimativen Blick auf das Bankenviertel.

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Gegenüber liegt das Marina Bay Sands, ein dreitürmiger Hotelkomplex aus dem Jahr 2010 mit 2561 Zimmern, in 200 m Höhe überspannt von einer 340 m langen schiffsförmigen Aussichtsplattform mit Freibad, Restaurants und Dachgarten.

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Von dort hat man einen überragenden Rundblick auf die Stadt und das Meer, und das hatte ich mir für den letzten Tag in Singapur vorgenommen.

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Noch ist es hell, im Vordergrund ein in der Marina Bay „schwimmendes“ Fußballfeld.

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Blick über die Gardens by the Bay aufs Meer. Noch interessanter wird es, wenn gegen 19 Uhr die Sonne untergeht …

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… und man langsam auf der Spitze …

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… der Aussichtsplattform …

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… herumgeht und mit …

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… einer Drehung um 180° …

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… die freie Aussicht auf das Meer hat.

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Heute abend muß ich aber zum Changi Airport, Abflug 23:55 Uhr. Mit dem Lift erreiche ich aus dem 55. Stock wieder das Erdgeschoß mit Blick auf die Innenarchitektur …

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… der Hoteltürme. Geld hat scheinbar keine Rolle gespielt, der Bau soll etwa 8 Milliarden …

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… Singapur Dollar gekostet haben, also ungefähr 5 Milliarden Euro. Dagegen ist die Elbphilharmonie in Hamburg mit nur 800 Millionen ja recht preiswert.

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Gegen 21 Uhr erreiche ich mit der MRT den Flughafen und bin morgens 6 Uhr Ortszeit in Frankfurt.

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Vorstandsmitglied und Statistiker Michael Kiene überreichte mir dann beim 1. Heiligabend Marathon in Northeim den Pokal des 100 Marathon Club Deutschland.

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Viele Grüße und bis bald auf der Strecke!

Dietrich

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