Vulkane im Indischen Ozean

                      

                          Inseltouren auf La Reunion 7. – 21. November 2015

 

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Schon vor dem Abflug nach Reunion wurde ich von meiner Bergsteiger-Vergangenheit eingeholt, aus meinen alten Reiseunterlagen sah ich, daß ich mit unserem Bergführer Reinhard schon 1993 in den Pyrenäen unterwegs war. In meinen Fotoalben fand ich schöne Erinnerungsfotos.                               

                                                    Ein kleiner Rückblick                           

                                  Reinhard 1993 beim Aufstieg über den Gletscher ……

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                                  …… und 2015 auf La Reunion im Cirque de Mafate,

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                                             …….. und noch ein Vergleich, 1993…….

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                                         ……… und 2015 auf dem Piton des Neiges.

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                   Die größte Übereinstimmung ist bei den Pausenfotos zu erkennen ….

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                                                 … und beim Abstieg nach Cilaos

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                       Auch ich habe mich kaum verändert, hier 1993 in den Pyrenäen

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                                                         Die Reise nach Reunion

Die Reise auf die französische Insel La Reunion führte mich am 7. November 2015 mit Air France zunächst nach Paris, Flughafen Charles de Gaulle,

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Bustransfer nach Paris Orly, dann ein 12-stündiger Flug zum Aeroport Roland Garros, St. Denis.

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La Reunion ist ein französisches Übersee-Departement und liegt 10.000 km von Paris entfernt im Indischen Ozean, ca. 2.000 km östlich von Südafrika, 800 km östlich von Madagaskar. Die Insel ist ca. 2.500 km² groß (entspricht etwa der Fläche des Saarlandes), Länge 70 km, Breite 50 km. Bevölkerung etwa 850.000, zum größten Teil Nachfahren von afrikanischen Sklaven, dazu je 1/4 Inder und Europäer sowie ein geringer Anteil Chinesen. Amtssprache ist Französisch, Umgangssprache Kreolisch, das ein stark vereinfachtes Französisch enthält. Hier gilt natürlich auch der Euro, Zeitunterschied im Winter + 3 h. Die wichtigen Wirtschaftszweige sind Tourismus, Zuckerrohranbau, Rumherstellung und tropische Früchte. Die Arbeitslosigkeit ist hoch, die Insel ist von französischen und EU- Subventionen abhängig. Die Insel erschien schon im 10. Jahrhundert auf arabischen Seekarten, endgültig entdeckt wurde sie 1512 von einem portugiesischen Seefahrer. Seit dem 17. Jahrhundert gehört sie zu Frankreich, mit kurzer englischer Unterbrechung 1810-1815. 1848 wird die Sklaverei offiziell abgeschafft, vorher versteckten sich entflohene Sklaven in den Bergen und waren so die ersten Siedler im Inselinneren. Reunion ist vulkanischen Ursprungs und hat eine üppige tropische Vegetation, nur im Krater des Piton de la Fournaise und in der Mondwüste Plaine des Sables findet man keine einzige Pflanze. Vereinfacht dargestellt besteht die zerklüftete Insel aus dem Vulkan Piton des Neiges, der vor 5 Millionen Jahren aus dem Grunde des Indischen Ozeans aufstieg und und 2 Millionen Jahre später Reunion entstehen ließ. Er ist 3070 m hoch und umgeben von seinen 3 Kraterkesseln Cirque de Salazie im Norden, Cirque de Mafate im Westen und Cirque de Cilaos im Süden, alle haben einen Durchmesser in der Größenordnung von 10 km. Die kleinen Ortschaften im Cirque de Mafate sind nach wie vor nur zu Fuß oder mit dem Hubschrauber zu erreichen. Während der ursprünglich wohl über 4000 m hohe Piton des Neiges vor 12.000 Jahren erloschen ist, entstand im Osten der Insel vor mehreren hunderttausend Jahren der immer noch sehr aktive Vulkan Piton de la Fournaise. Dessen äußerer Krater hat ebenfalls einen Durchmesser von ca. 10 km.

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Am 8. November gegen 11 Uhr landet unsere Air-France-Maschine auf dem Flughafen Roland Garros, und Bergführer Reinhard nimmt die Gruppe mit 15 Teilnehmern in Empfang.

Reinhard und ich begrüßen uns besonders herzlich und freuen uns über das zufällige Wiedersehen nach über 22 Jahren, damals hatten wir wirklich eine tolle Pyrenäentour mit den Gipfeln Le Taillon, Monte Perdido (franz. Mont Perdu, der verlorene Berg), Vignemale, Grand Fache, Pic Arrouy und den Hütten Sarradet, Refugio Goriz, Ref. Baysellance, Ref. Wallon. Reinhard erinnert sich sehr gut, auch an Einzelheiten. Es gab damals noch einen Dietrich in der Gruppe, und so wurde ich kurzerhand in „Roland“ (franz. Aussprache) umbenannt, in Anlehnung an die Breche de Roland, eine Scharte im Hauptkamm der Pyrenäen, von der ich oft sprach. Damals habe ich die Tour noch alleine um 10 Tage verlängert, habe den Cilindro de Marbore und den Bacias bestiegen und bin zwischendurch auch nach Spanien abgestiegen.

 

                                                             Die Tour beginnt

Vom Flughafen geht es zunächst mit dem Bus nach St. Denis im Norden der Insel. Am Sonntag ist die Stadt fast menschenleer, die Einwohner sind alle übers Wochenende auf der Insel unterwegs. Wir gehen ins Museum, um besonders das wichtigste Unikat, ein mehr oder weniger restauriertes Skelett des Dodo, eines ausgestorbenen, flugunfähigen, endemischen Vogels zu besichtigen. Später verbanden wir mit Dodo eher den Marken-namen des einheimischen Bieres. Unser heutiges Hotel ist in Hell-Bourg im Cirque de Salazie. Beim Abendessen lernen wir gleich die einheimische Küche kennen, es gibt in den nächsten 2 Wochen Fleisch, Fisch, Hähnchen, Linsen, Reis, und dazu natürlich Rotwein und Dodo.

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Am Morgen des 9. November bringt uns der Bus auf 1650 m zum Start der Tour durch den Cirque de Mafate, benannt nach einem entflohenen Sklaven. In den 10 kleinen Dörfern leben ganze 700 Einwohner.

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Es geht hinab in den Talkessel des Kraters …..

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…. mit unglaublich reicher Vegetation.

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Eine abenteuerliche Hängebrücke führt tief in der Schlucht über einen Wildbach. Hier ist Mittagspause, jeder hat seinen persönlichen Proviant dabei, und die Mutigen nehmen ein erfrischendes Bad.

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Dann geht es weiter, vorbei an diesem Riesenbambus, der Durchmesser ist bis zu 15 cm, Höhe geschätzt bis 15 m.

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Vorbei an tropischen Blüten ….

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… und entlang der Felswände, die den Talkessel begrenzen, erreichen wir die …

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…. Übernachtungshütten am Grand Place, 839 m.

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Nach dem Frühstück geht es weiter, zunächst hinab in den Ort Cayenne, vorbei an diesen Ananaspflanzen, …

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….. hinab in die Schlucht des Riviere des Galerts, auf ca. 500 m. Wer will, kann sich in den Gumpen erfrischen, das sind natürliche steinerne Schwimmbecken in den Wildbächen.

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Vor dem letzten Anstieg des Tages bietet uns der Talkessel von Mafate noch dieses Panorama an.

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Aber endlich ist dann die Hütte in Roche Plate auf 1140 m erreicht, einsam unterhalb der steil aufragenden Kraterwand gelegen.

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Am 3. Tag der Mafate-Tour ist das 1650 m hoch gelegene Marla unser Ziel. Aber zunächst muß auf Serpentinensteigen Höhe gewonnen werden, …..

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…… mit diesem wunderbaren Panoramablick, ….

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…. wie auch auf dem kurzen Videoclip zu sehen, ….  (Bitte anklicken, längere Videos sind als upload nicht möglich) …. >>  IMG_2785  …. bis ein Wildbach mit Wasserfall zur Mittagspause einlädt.

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Hier kurze Videosequenzen > …. IMG_2180 …… IMG_3188  … und ein Panoramablick.

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Dann geht es auf dem beschwerlichen Pfad hinauf nach Marla, das auf 1650 m Höhe auf einem Plateau im Mafate-Krater liegt.

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Nach der Hüttenübernachtung müssen wir jetzt an Höhe gewinnen, ….

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…. um den 2082 m hohen Paß Col du Taibit zu erreichen, den Übergang zum Cirque de Cilaos. Der gleichnamige Kurort liegt auf 1200 m, man sieht ihn unten auf dem großen Plateau.

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Und ein Panorama auf dem Col du Taibit.

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Nach dem Abstieg nach Cilaos, der nicht nur aus Pausen besteht, gibt es nach 3 Hüttennächten wieder mal eine Hotelübernachtung.

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Die Nacht ist allerdings kurz, denn am heutigen 5. Treckingtag, dem 13. November 2015, erwartet uns der Piton des Neiges, mit 3070 m das Dach von Reunion und die höchste Erhebung im Indischen Ozean.

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Am Kraterrand auf 2478 m sieht man Cilaos tief unten liegen, und vor mir die Refuge Caverne Dufour, hier beginnt der Gipfelanstieg.

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Um 11 Uhr ist es geschafft, der „Schnee-Vulkan“ ist bezwungen ….

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…. und mein Blick geht weit hinaus bis zum Horizont

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Auch Bergführer Reinhard hat wie immer alles im Blick!

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Vor dem endlos lang erscheinenden Abstieg von 1680 Höhenmetern zurück nach Le Bloc noch ein letztes Foto mit dem Cirque de Cilaos im Hintergrund.

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Am Start- und Zielpunkt Le Bloc erwartet uns der Bus zum Transfer über eine abenteuerliche Serpentinenstraße, in den teilweise einspurigen Tunneln sind links und rechts nur wenige cm Luft, Videos bitte anklicken > … IMG_5094 … die Fahrer sind echte Künstler … IMG_1665 … Die Übernachtung muß kurzfristig umdisponiert werden, statt einer einfachen Lodge ist es das beste Hotel von St. Pierre, da hat niemand etwas dagegen!

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Die Temperaturen hier an der Südküste liegen auch spät abends noch bei fast 30° C.

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Auch am 6. Tag der Inseltouren im Indischen Ozean gibt es keine Ruhepause, sondern Bergsteigen verkehrt herum, ein 600 m Abstieg und Wiederaufstieg im Grand Bassin, dem „Großen Becken“, ein Talkessel zwischen den Massiven der Vulkane Piton des Neiges und Piton de la Fournaise. Der gleichnamige Ort im Kessel wird über eine Materialseilbahn versorgt.

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Übernachtung in La Plaine des Palmistes, ein Ort im Nirgendwo des Inselinneren. Beim Abendessen spendiert der Wirt heute als Aperitif selbst hergestellten „Punch“, dieses starke Getränk besteht meistens aus Rum mit tropischen Früchten und begegnet uns jeden Tag auf der Insel.

Am nächsten Morgen geht es mit dem Bus hinauf in Richtung des Piton de la Fournaise, unterwegs spektakuläre Ausblicke.

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Der Vulkan war gerade zu dieser Zeit in einer aktiven Phase, die Tour zum Gipfel war deshalb nicht möglich. Wie auf den folgenden Bildern zu sehen, stiegen wir am Nordrand des alten Kraters auf, mit Blick auf den teils noch aktiven Cratere Dolomieu im Hintergrund. Unterwegs und am Nez Coupe de St. Rose, einem Gipfelpunkt des Kraterrandes auf 2075 m, gab es immer wieder wunderbare Aussichten auf die Lavafelder, die bis hinunter zur Ostküste reichen.

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Hier standen wir vor der Wahl, einen beschwerlichen Rundweg hinunter in die Savanne und dann zur Vulkanhütte zu bewältigen oder einfach auf dem selben Weg zurückzukehren. Mit der halben Gruppe entschied auch ich mich für die Herausforderung des unwegsamen Baumheidegestrüpps hinab in Richtung Nordwesten.

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Die Savane Cimetiere ist erreicht, auf etwa 1700 m. Eigentlich könnte man denken, auf einer Alm zu sein, ….

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….. wenn nicht diese Fernblicke wären, als wir nach der Querung der Savanne den Aufstieg zur Hütte Gite du Volcan beginnen. Die Vulkanhütte liegt auf 2246 m, und hier wird Rast gemacht vor der Rückfahrt zum Hotel.

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Am 8. Tourtag geht es mehrere km auf Holzstegen durch sonst undurchdringlichen ….

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…. Bergurwald ….

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… mit bemoosten Bäumen, Lianen und meterhohen Baumfarnen ….

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…. zum Tou de Fer. Hier stürzt ein Wasserfall in einen engen Talkessel, durch geringe Regenfälle sind viele andere Wasserfälle versiegt.

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Der 9. Treckingtag ist noch einmal ein Höhepunkt, er beginnt in der Mondwüste des Plaine des Sables auf 2000 m Höhe ….

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… mit dieser Rundsicht …

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…. und ich freue mich auf die letzte Bergtour auf dieser Reise im Indischen Ozean.

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Kaum zu glauben ….

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…. daß hier doch etwas wächst.

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Jetzt öffnet sich vor uns das weite Tal des Grand Galet, das scharfkantige Vulkangestein ist eine Herausforderung nicht nur für die Berg- und Treckingschuhe, tief unten ein paar Wolken über der Südküste von St. Joseph.

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Vom Serpentinenpfad im Vulkangestein geht der Trail jetzt über in ein zu dieser Jahreszeit trockenes, steiniges Bachbett.

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Beim Abstieg in die Talsenke führt die Route weg vom Bach durch niederes Gestrüpp ….

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… und dichter werdenden Bewuchs …

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…. mit Blick auf …

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…. bewaldete Berghänge ….

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…. in dichte tropische Vegetation.

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Die Cascade de Grand Galet ist der würdige Abschluß der letzten Treckingetappe. Ein Bus übernimmt den Transfer nach Etang-Sale an der Südwestküste der Insel.

Jetzt beginnt der erholsame Teil der Reise. Die Apartments unseres heutigen Hotels liegen in einem weiten Palmengarten mit einem erfrischenden Pool. Hier an der Küste haben wir wieder Temperaturen von annähernd 30 Grad. Mitte des folgenden Tages geht die Fahrt weiter an der Küste entlang, vorbei an den Souffleurs, wie Geysire wirkende zischende Wasserfontänen.

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Für die letzten beiden Tage und Nächte haben wir ein sehr schönes Hotel in St. Gilles les Bains, nicht weit entfernt vom Strand der Westküste mit der 25 km langen Lagune.

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Nicht nur abends kann man draußen an der Poolbar einen kleinen Drink zu sich nehmen.

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Das ist nicht etwa die Registrierung eines Strafgefangenen, sondern das Boarding für einen begeisternden Helikopterflug über die ganze Insel La Reunion.

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Ich zeige hier vorschriftsmäßig meine Carte d´Embarquement.

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Da ist der Heli ja schon und ich lade euch ein ….

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…. zu einer Kurzfassung des 45-Minuten-Fluges, in Videosequenzen komprimiert auf insgesamt ca. 45 Sekunden. Es geht los!                                                                                    Bitte anschnallen und anklicken! > IMG_4140

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Der Flug beginnt in St-Paul ….

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… und führt in die wilde Berglandschaft dieser einzigartigen Insel draußen im Ozean ….

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…. über besiedelte Hochflächen ….   IMG_8108

… und tiefe Taleinschnitte ….    IMG_9475

… schraubt sich der Heli über die Mondlandschaft der Plaine des Sables ….  IMG_9416

…. und den gewaltigen Krater des Piton de la Fournaise  …. IMG_4279  ….  IMG_5867

…. und weiter geht´s …. IMG_1440  ….  IMG_0229

…. über abenteuerliche Felsformationen …

….  IMG_8709   ….  IMG_9391  ….  IMG_0253  ….  IMG_4638   ….  IMG_5221

…. zurück an die Westküste mit der endlosen Lagune … IMG_3972

…. zur Landung auf dem Heliport ….  IMG_8972

 

Ja, der Strand von St. Gilles les Bains ist wirklich sehr schön mit der nicht nur ….

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…. vor Haien schützenden Lagune und dem 28° warmen glasklaren Wasser!

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Mit Blick auf den Ozean kann ich nach einem erfrischenden Bad gemütlich ….

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…. meine Mittagspause genießen ….

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…. und dann noch einmal am Strand ausruhen, ….

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…. denn heute Abend ist der Transfer zum Flughafen Roland Garros, der Nachtflug nach Paris, Flughafenwechsel von Orly nach Charles de Gaulle ….

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…. und der Flug nach Hamburg IMG_2476

 

Hittfeld, 13. Dezember 2015

Viele Grüße!

Dietrich

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