Marokko, Trekking im Hohen Atlas, 22.09.-05.10.2012

Sonnabend, 22.09.
Vormittags fahre ich mit der DB nach Franfurt, wo sich die 15köpfige DAV-Summit-Club-Gruppe am Abfluggate trifft. Unsere Bergführerin ist Gabriele Hupfauer, vor Jahren mit drei Achttausendern erfolgreichste deutsche Bergsteigerin. Abflug nach Casablanca ist 17:45 h. Abends Ankunft und Weiterflug nach Marrakesch, Ankunft erst um Mitternacht, Hotelübernachtung. 

 

Sonntag, 23.09.
Bei bis zu 38 Grad erste Stadtbesichtigung und am Nachmittag Busfahrt in ein einfaches Bergsteigerhotel im Berberdorf Imlil, 1750m. Wir packen unsere Sachen für 4 Tage Zelttrekking. Nur den Tagesrucksack mit persönlichen Sachen und Ausrüstung für den Trekkingtag trägt man selber. Die Trekkingtasche mit Schlafsack und Isomatte wird ebenso wie Zelte und Lebensmittel von Maultieren getragen.     

                                                                                                                                                          Was genau ist eigentlich ein Maultier, auch „Muli“genannt?                                                     Es ist das Kreuzungsprodukt einer Pferdestute und eines Eselhengstes. Die umgekehrte Kombination, also von Pferdehengst und Eselstute, wird Maulesel genannt. Das Wort Maul ist dabei dem lateinischen mulus für Maultier/Mischtier/Mischung entliehen. Als Hybride sind Maultiere mit seltenen Ausnahmen nicht fortpflanzungsfähig. Maultiere sind einfacher zu züchten als Maulesel und werden aufgrund ihrer im Gegensatz zu den Pferden größeren Ausdauer und Unempfindlichkeit als Zug-, Trag- und Reittiere verwendet, besonders auch in unwegsamem Gelände. Maultiere gelten als gutmütig und geradlinig, im Gegensatz zu Pferden auch als weit weniger scheu. Sie sind gegenüber Pferden gleichmäßiger belastbar und erholen sich sehr rasch von Strapazen. Damit verbunden ist auch eine besonders hohe Lebenserwartung von 45 bis über 50 Jahren, in Einzelfällen sogar noch mehr. Als Tragtiere sind Maultiere weitaus gutmütiger, sie können an einem Tag rund 150 kg etwa 30 bis 40 km weit transportieren. Ein Maultier ist meist größer als sein Eselvater, aber meist kleiner als die Pferdemutter. Vom Aussehen her ist ein Maultier eher pferdeähnlich, nicht zuletzt wegen des großen und gestreckten Kopfs und seines Fells. Das Maultier behält jedoch, wohl als dominantes Erbmerkmal seines Eselvaters, die längeren Ohren. 

Montag, 24.09.
Gegen 9 Uhr geht es nach dem Frühstück im Mizanetal los, das Atlasgebirge begrüßt uns mit Regen, ein kleiner Hinweis, daß wir im Hochgebirge sind. Das erste Zeltlager wird an einem Wildbach aufgeschlagen, der stärker werdende Regen weicht den schweren Boden zu zähem Matsch auf, alles ist klamm. Abendessen im Gemeinschaftszelt und Nachtruhe.

 

Dienstag, 25.09.
Der Regen hat gegen morgen aufgehört, blauer Himmel, Sonne. Der Weitermarsch beginnt mit der Querung des Wildbaches, dann zunächst durch ein einsames Dorf, wie alle anderen in Hanglage. Über braunrote sanfte Hügel weiter hinauf, auf einer malerischen Höhe mit Fernblick und den weidenden Mulis im Vordergrund gibt es Mittagessen.

Ab- und Anstiege auf schmalen Pfaden entlang von hunderte Jahre alten Thujenbäumen, bis das Tagesziel, eine weite Grasebene auf 2600 m Höhe nahe des Wintersportortes Oukaimeden erreicht wird. Die Nacht wird kalt, aber mein Gebirgsschlafsack hält warm.

 Mittwoch, 26.09.
Wieder blauer Himmel, durch ein Dorf  mit den Naturstein-Häusern der Bergbauern, hier ist alles im Einklang mit der Natur. Der über 3000 m hohe Paß Tizi n‘ Ouhattar wird gequert, dann einen steinigen Pfad hinab in ein enges Tal. Nahe eines Dorfes mit malerischen kleinen, von Steinmauern eingefaßten Terrassenfeldern stehen unsere Zelte auf einer felsigen Anhöhe, 2380 m. Kleine Kinder hüten Ziegen und Frauen ernten Walnüsse von den sattgrünen mächtigen Bäumen.

 

Donnerstag, 27.09.
Dieser Tag beginnt wieder mit etwas Regen, aber die entsprechende Ausrüstung ist im Rucksack bereit. Zunächst leichter Anstieg, dann zu einer einsamen Ansiedlung auf 2600 m, die gerade erst Stromanschluß bekommen hat. Ein luftiger Serpentinenpfad zieht sich bei nun besserem Wetter im zunächst sehr grünen und dann karger werdenden Tal hinauf auf die Paßhöhe des Tizi n‘ Tacheddirt auf 3170 m. Schöner Abstieg, man sieht schon die Straße, über die wir wieder zu unserem Bergsteigerhotel gefahren werden sollen. Aber unvermittelt ziehen Wolken das Tal hinauf, bei kräftigem Regen erreicht die Gruppe die Fahrpiste, die marokkanischen Helfer haben im Zelt das Essen vorbereitet. Dann folgt eine unerwartet abenteuerliche Fahrt aus 2250 m Höhe hinab nach Imlil im Laderaum von einer Art Viehtransporter, auf dem Dach ist das Gepäck aufgetürmt, Bäche führen plötzlich viel mehr dunkelgelb strömendes Wasser und müssen gequert werden. Heil im Hotel angekommen, kann jetzt mal wieder geduscht werden, und ich packe meine Sachen neu für die folgenden Hochgebirgstouren. 

Freitag, 28.09.
Heute um 9 Uhr steigt die Karawane auf zur Refuge les Mouflons, einer Berghütte auf 3200 m, zunächst durch den schönen grünen Bergsteigerort, obligatorische Querung eines Baches und hinauf in die  hochalpine Landschaft. Der Aufstieg endet in Hagelschauer und Schneeregen, heute wäre jede Gipfeltour gescheitert, so wie die Toubkal-Besteigung der belgischen Gruppe. Wir richten uns im Hüttenlager für die nächsten 3 Übernachtungen ein und genießen das bullenheiße Kaminfeuer im großen Aufenthaltsraum, bei Außentemperaturen von unter 0 Grad. Für morgen hat unser marokkanischer Bergführer Hussein gute Bedingungen orakelt. 

Sonnabend, 29.09.
Ja, heute ist schon der Jebel Toubkal angepeilt, mit 4167 m der höchste Gipfel Nordafrikas. Nachts war es schon sternenklar, und der Morgen begrüßt die Bergsteiger des Summit Club unter dem Gefrierpunkt, aber mit strahlend blauem Himmel. Der Aufstieg beginnt um 8 Uhr steil hinauf durch vereistes Blockwerk, dann über Schneefelder schwingt sich die Trittspur zum felsigen Gipfel, den die Gruppe gegen 11:15 h bei wunderbarem Fernblick erreicht, wenige Wolkenfelder liegen bestimmt 1500 m unter uns. Nach schöner Gipfelrast geht der Abstieg rasant, unten kann man auch vor der Hütte noch die Sonne genießen.

 

 

 

Sonntag, 30.09.
Das Wetter ist wieder sehr gut, heute soll der Jebel Akioud bestiegen werden, wir erreichen ein Hochplateau auf etwa 3850 m. Der weitere Anstieg ist aufgrund der Verhältnisse leider zu gefährlich, überfrorene Schneeplatten im steilen Schottergelände. Nach einer längeren Pause bei strahlendem Sonnenschein beginnt der Abstieg zurück zur Refuge les Mouflons.

 

Montag, 01.10.
Nach der letzten Nacht in der Hütte führt der Pfad bei strahlendem Sonnenschein hinauf zum Paß Tizi n‘ Aguelzim auf 3547 m mit Abstechern auf die umliegenden kleinen Gipfel. Dann ein langer Abstieg in vielen Serpentinen durch Schotter hinunter im Lepineytal, Lager auf 2220 m nahe Tamsoul.

 

Dienstag, 02.10.
Vom Lagerplatz zieht sich der Pfad durch alte Thujenbaumbestände zum Paß Tizi n‘ Mzik auf  2480 m mit Blick auf Imlil, dann im weglosen Gelände zum höchsten Punkt des Tages, dem Jebel Tasghimout mit schöner Rundumsicht auf 2664 m. Wieder weglos durch Schotter und niederen Bewuchs hinab zum letzten Lagerplatz, 1930 m.

 

Mittwoch, 03.10.
Am letzten Tag geht es zunächst hinunter in ein Dorf, auf einem Fahrweg durch Steineichenwald und über einen kleinen Paß, auf einem schmalen steinigen Pfad weiter hinab zum letzten Rastplatz mit Mittagspause. Von dort werden wir mit einem Bus abgeholt und erreichen nachmittags wieder das Hotel in der Königsstadt Marrakesch. Hier ist natürlich Ausruhen angesagt in der großzügigen Hotelanlage mit palmengesäumter Innenhofterrasse.

 

Donnerstag, 04.10.
Heute vormittag gibt es noch eine Besichtigungstour in Marrakesch, es wird auch ein Riad besichtigt, ein traditionelles marokkanisches Haus mit einem Innenhof bzw. inneren Garten. Der Riad entstand zu Beginn des Islams, durch die nach innen gerichtete Konzeption boten sie der Familie Schutz und Privatsphäre. Viele Riads in Marrakesch und Essaouira werden heutzutage als Hotels genutzt. Auch der  Platz der Geköpften, „Djemaa-el-Fna“ mit Gauklern und fliegenden Händlern und der Basar von Marrakesch muß besucht werden, ein riesiger Markt, der in der ganzen Welt für seine endlosen, labyrinthartigen Gänge berühmt ist.

Freitag, 05.10.
Jetzt bleibt nur noch der Rückflug, frühes Aufstehen im Hotel, Flug über Casablanca nach Frankfurt, Bahnfahrt nach Harburg und späte Ankunft in Hittfeld.

 

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