Kilimanjaro – Überschreitung und Mount Meru, Tansania

Schon lange war das Dach Afrikas, der Kilimanjaro, bei mir als Gipfelziel im Kopf, und jetzt wurde es Zeit, denn wie lange würde ich so eine Hochtour noch bewältigen können? Mit einer Gruppe des DAV Summit Club ging es zunächst auf Safari und dann auf die Gipfel. Aber der Reihe nach. Am 25.11.2011 startete ich mit der KLM über Amsterdam nach Arusha in Tansania. Abends erreichten wir die Ngurdoto Lodge, unser Stammquartier dieser Reise, weit außerhalb der Stadt, die einzelnen Apartments liegen in einem großen Park, es ist wunderbar warmes und schönes Wetter, eben wie mitten in Afrika. Unsere Bergsteigergruppe lernt sich nun untereinander und die afrikanischen Führer kennen, die in den nächsten zwei Wochen für uns da sein werden. Es ist eine sehr gute und positive Truppe, die wie immer der Zufall zusammengeführt hat. Die Lodge ist für afrikanische Verhältnisse luxuriös, die Zimmer sind groß, mit Moskitonetzen über dem Bett. Am zweiten Tag ist schon eine Fotosafari im Tarangire-Nationalpark geplant.

Die weite, grüne Savanne, unterbrochen von Baoab- Bäumen und Schirmakazien, wird mit Jeeps durchquert und bald  tauchen Elefanten, Giraffen, Gazellen, Hyänen, Warzenschweine, verschiedene Affenarten und in gebührendem Abstand auch eine Löwin mit ihren Jungen auf. Die folgende Nacht wird mit den beeindruckenden und geheimnisvollen Geräuschen der Wildnis verbracht, in der Tarangire Safari Lodge, mit einem erhöhten Blick auf eine unendlich weite Ebene. Am nächsten Morgen wird die Safari fortgesetzt, mit vielen interessanten Tierbegegnungen, unter anderem eine Horde Geier, die sich lautstark auf eine tote Giraffe stürzt.

Im Laufe des Tages fahren wir mit unseren Jeeps weiter durch weite Steppen- und Savannenlandschaft, unterbrochen von Dörfern und von Viehherden, die von kleinen Jungen mit großen Stöckern bewacht werden, unser Ziel ist der berühmte Ngorongoro-Krater mit einer Fläche von 260 qkm.

 

Hier hat der berühmte Bernhard Grszimek sich viele Jahre für den Schutz der wilden Tiere Afrikas eingesetzt. Wir übernachten in der Wildlife Lodge am steilen Kraterrand mit einem unvergleichlichen Blick auf die weite abendliche Steppe. Am nächsten morgen geht es hinunter in den ca. 2000 m hoch gelegenen Krater mit Herden von Zebras, Gnus, Büffeln, an einem See tausende von Flamingos, Gruppen von Flußpferden, Strauße, Hyänen und Leoparden.

 Auf unserem Rückweg zur Ngurdoto Lodge ist die Straße durch einen Bergrutsch unpassierbar geworden, verursacht durch starken Regen in der vorherigen Nacht. Wir hatten dadurch einen gut zweistündigen Zwangsaufenthalt, bis die Straße mit schweren Schaufelradbaggern von den bis zu 1m messenden Felsbrocken befreit war.

 

Abends in der Lodge werden die Rucksäcke für den Mount Meru gepackt. Am Morgen des 29.11. beginnt das Trekking am Mormelia Gate, 1500 m hoch.

Mit unseren tansanischen Bergführern und einem bewaffneten Ranger erreichen wir durch tropischen Bergregenwald die Miriakamba-Hütte auf 2514 m. Hier sehen wir in der Ferne auch den Kilimanjaro hoch aus den Wolken ragen.

 

 

Am nächsten Tag geht es früh weiter, unser Ziel ist die Sattelhütte auf 3566 m. Am Nachmittag wird noch der kleine Mount Meru, 3801 m, bestiegen, wieder herrlicher Blick auf den Kilimanjaro, gleichzeitig ist das ein
Akklimatisationstraining. Die folgende Nacht ist kurz, denn schon gegen 1 Uhr beginnt die Gruppe im Schein der Stirnlampen den Aufstieg zum Mount Meru. Durch knöcheltiefen Lavasand und Kletterei durch Blockwerk erreichen wir  bei Sonnenaufgang den 4568 m hohen Gipfel, wieder Auge in Auge mit dem Kilimanjaro.

 

 

Zurück auf der Sattelhütte, wird hier zur weiteren Akklimatisation noch einmal übernachtet. Es folgt ein langer Abstieg mit wunderbaren Ausblicken, und in der Ngurdoto Lodge wird bei einem kühlen Bier am Swimming Pool ausgeruht und nach dem Abendessen die Kilimanjaro-Tour besprochen. Am 9. Tag, 03.12.11 brechen wir mit den Jeeps zum Dach Afrikas auf, zum Startpunkt des Trekkings, Rongai auf 2000 m, nahe der Grenze zu Kenia.

Der Gepäcktransport wird wieder von Trägern übernommen, die Teilnehmer tragen ihren Tagesrucksack. Die Rongai-Route führt durch offenen Nadelbaumwald und Ackerland von Kleinbauern bis zum ersten Lagerplatz, wo auf 2820 m das Zeltlager aufgeschlagen wird. Unser Abendessen wird im Gemeinschaftszelt serviert, hier lassen wir auch die vergangenen Tage Revue passieren und reden über das, was wir noch vorhaben, die Überschreitung des Kilimanjaro von Nord nach Süd , in  5 Tagen mit 4000 m Auf- und Abstieg. Am 10. Tag folgt die Trekkingkarawane der Nordflanke des Kili, bald schon durch verstreute Lavagesteinsblöcke und erreicht das Camp auf 3800 m, und wieder gibt es ein Zeltlager im Angesicht des Kilimanjaro.

Jetzt ist die Grenze des Bewuchses erreicht auf dem Weg zur 4705 m hoch gelegenen Kibohütte, die immer überfüllt ist, so daß es auch heute bequemer ist, im Zelt zu übernachten.

 

 

Und wieder  um 1:00 Uhr nachts beginnen wir den Angriff auf den Gipfel. Die Temperaturen werden heute Nacht nicht weit unter ca. -5 Grad fallen, können  aber auch mal bis zu -20 Grad erreichen. Die Stirnlampen weisen den Weg den steilen Serpentinenpfad hinauf, „Pole Pole“, langsam, langsam, wie unsere Führer sagen, denn die Luft ist verdammt dünn hier im Bereich zwischen 5000 und 6000 m über dem Meer! Ich wußte, worauf ich mich einließ, denn damals 2001 war ich in Chile auch in solcher Höhe, auf dem Barranca Blanca, 6119 m.

 Ein Zwischenziel ist Gillmans Point auf 5681 m, jetzt ist der Anstieg nicht mehr so stark, vorbei an Stella Point, die Sonne geht auf und taucht alles in zunächst dunkelrotes und immer heller werdendes gleißendes Licht ……

 

und dann geht es ein ganzes Stück eben dahin, bis auf 5895 m Höhe der Uhuru Peak, der Gipfel des Kilimanjaro erreicht ist, mit einem wunderbaren Rundum-Blick über den Wolken Afrikas!

 

 

Nach der ausgiebigen Rast auf dem höchsten Punkt des afrikanischen Kontinents dann der lange Abstieg auf der klassischen Marangu-Route, bis zum Camp an der Horombo-Hütte, 3720 m.

Noch einmal ist das mächtige Massiv des Kili in unserem Blickfeld, als wir zum Abendessen ins Gemeinschaftszelt gehen. Am nächsten Morgen wird der letzte Trekkingtag sein hier in Tansania, auf unserem Weg hinab werden Gräser, Büsche und Bäume immer zahlreicher und größer, feuchte Luft, Blüten, Vogelgezwitscher,

 

aber dann zeigt uns der tropische Bergregenwald den Sinn seines Namens: Es beginnt über eine Stunde lang wie aus Eimern zu schütten, und mit durchweichten Bergstiefeln erreicht der Troß  Marangu, etwa 1800 m hoch. Zurück in der Ngurdoto Lodge wird der Erfolg gefeiert und ausgeruht. Aber die erlebnisreiche Reise ist noch nicht zu Ende, wir fahren am nächsten Tag mit unseren Geländewagen durch die Trockensavanne ins Maasai-Land und kommen nach ca. zwei Stunden ins Maasai-Dorf Olpopongi, das im Gebiet zwischen Mount Meru und Kilimanjaro liegt. Das Dorf besteht aus Lehmhütten innerhalb einer Umzäunung aus Buschwerk.

Hier und auf einer Wanderung durch die Savanne hören wir vieles vom Leben der Maasai, wie Pflanzen und Kräuter alltäglich und auch als Heilmittel genutzt werden. Abends gibt es am Lagerfeuer gegrillte Ziege unter dem Sternenhimmel Afrikas. Diesesmal schlafe ich mit meinem Schlafsack nicht im Zelt, sondern in einer Boma (Maasai-Lehmhütte). Morgens ein Savannen-Frühstück und nochmal eine Jeep-Safari im Maasai-Land am Mount Meru und Kilimanjaro, 

Mittagspause auf einem hölzernen Aussichtsturm, und schließlich zurück in die Ngurdoto Lodge. Es gibt noch eine Abschlußfeier mit den einheimischen Führern, wir bekommen offizielle Urkunden für die Gipfelbesteigungen Mount Meru und Kilimanjaro. Jetzt habe ich noch bis zum Abend Zeit zum Packen, denn dann wird mit der Fahrt zum Flughafen von Arusha endgültig die Rückreise beginnen. Am nächsten Tag landet die KLM-Maschine in Amsterdam und dann folgt der Weiterflug nach Hamburg.
Mein nächstes Ziel wartet schon, bald fliege ich nach Marokko, Zelttrekking über den Hohen Atlas.

19.09.12

Dietrich Eberle

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