Dublin Marathon am 29.10.2012

Irgendwann Ende letzten Jahres kam Gunla auf die Idee, sich endlich ihren Wunsch Dublin Marathon zu erfüllen und sie buchte über ein Reisebüro. Ich kann mich so lange vorher noch nicht festlegen und plane eher spontan. Aber Mitte 2012 war es für mich dann an der Zeit, mich im web zu informieren, den Lauf anzumelden und die Flüge zu buchen, ein Hotel hatte Gunla ja schon. So flogen wir dann am Freitag, dem 26.10. morgens mit Lufthansa über Frankfurt nach Dublin, wo immer am Montag des „Bank Holiday“ der traditionsreiche Marathon stattfindet. Was ist Bank Holiday? Es ist ein offizieller  Feiertag in Irland, der seinen Ursprung in Bankenkrisen vergangener Jahrzehnte hat. Der Staat wollte Einfluß nehmen, er schloß an einem bestimmten Tag die Banken, so daß keine Geldgeschäfte stattfinden konnten. Mit dem Flughafenbus gelangten wir in die City und dann mit einer der unzähligen Buslinien (wir haben günstige 5-Tagestickets) zum Mespil Hotel in der Mespil Road am Grand Channel, einem nicht wirklich großen Kanal. Das Wetter ist typisch, bedeckt mit Regenneigung. Abends machen wir gleich einen kleinen Stadtbummel, im Zentrum der Altstadt liegt das historische Trinity College, ein altes Universitätsgelände, dann entdecken wir die kleinen Gassen und Häuser des ehemaligen Kaufmannsviertels Temple Bar am die Stadt durchquerenden River Liffey.

Hier müssen wir fish’n ships probieren, fast ein Nationalgericht und mehr als fastfood, anschließend hören wir im benachbarten Pub Old Storehouse original irische Volksmusik bei einem Guiness. Das war aber noch nicht alles, in einem Zeitungsartikel im Hamburger Abendblatt hatte ich etwas über den Pub O’Donoghues gelesen, wir finden ihn nahe dem kleinen Park Saint Stephen’s Green an der Merrion Row, sehr urwüchsig und authentisch mit vielen gemütlichen kleinen Ecken und Winkeln, die Einrichtung zeigt starke Gebrauchsspuren, an den Wänden unzählige alte Fotos von den berühmten irischen Volksmusikern „The Dubliners“, die müssen hier öfter gespielt haben. Dann auf dem Rückweg versacken wir fast noch in einem weiteren Pub, das ebenfalls gerammelt voll ist, sehr viele Dubliner, die nach dem Büro hier das Wochenende feiern mit lautstarker Unterhaltung und viel Guinness.

Am nächsten Tag nach einem ausgiebigen irischen Frühstück holen wir zunächst die Startunterlagen in der Halle der RDS, Royal Dublin Society’s. Hier lernen wir die Disziplin dieser Inselvölker kennen: Wir kommen einige Minuten vor Öffnung der Halle um 11 Uhr, und hunderte drängen sich nicht etwa vor dem Eingang, sondern stellen sich ganz von selbst in einer ca. 200 m langen Schlange an. Dann öffnet die Tür und die Schlange bewegt sich langsam und geordnet hinein. Ebenso geordnet geht es bei der Startnummernausgabe zu. Die Marathonmesse ist ähnlich (un)interessant wie bei unseren Stadtmarathons. Anschließend geht es bei strahlend blauem Himmel auf in Richtung der Halbinsel Howth, 166 m aus  der Dublin Bay in der Irischen See aufragend. Mit dem Doppeldeckerbus hat man vom Oberdeck einen wunderbaren Blick auf die Küste und fährt auf den höchsten Punkt, von wo man dann eine kleine Rundwanderung auf einem Trail Richtung Leuchtturm unternehmen kann.

 

Auf der Rückfahrt machen wir Halt in dem kleinen gleichnamigen Fischerdorf Howth und es gibt wieder mal Fish & Ships und einen Spaziergang am sehr bunten Hafen mit Restaurants und Geschäften.

Der Bus fährt uns beide zurück in die City, dort fällt uns ein Pub der gehobeneren Klasse auf, The Bank, fast vornehm, Messing und edles dunkles Holz, unverschlüsseltes WLAN…..und Guinness. Am Sonntag ist es dann wieder bedeckt, wir fahren mit dem DART, Dublin Area Rapid Transit, einer Art Regionalbahn, vom Hauptbahnhof Connolly Station mit einer 10€-Familienkarte ca. 40 Minuten an der Küste entlang nach Süden, teilweise oberhalb hoher Klippen mit weitem Meerblick.

Von der Endstation Greystones geht es wieder zurück nach Dublin und gleich weiter nach Howth, wo Gunla und ich uns in einem gemütlichen Restaurant mit einer Fischplatte und einem guten Wein für den morgigen Marathon stärken. Zurück bringt uns der obligatorische Doppeldeckerbus. Am nächsten (Marathon)morgen sieht man erst, wieviele Läufer hier im Mespil Hotel übernachtet haben, der Frühstücksraum ist gerammelt voll, und das Restaurant muß mit für das breakfast genutzt werden. Bis jetzt haben wir aber noch keinen bekannten Läufer getroffen. Der Start ist um 10 Uhr in der Fitzwilliam Street, ganz in der Nähe, Müllsäcke mit Arm- und Kopflöchern schützen vor dem ungemütlichen Wetter, die Startaufstellung erfolgt in Blöcken mit gestaffelten Startzeiten nach den angegebenen Endzeiten, und man wird wider Erwarten feststellen, daß jeder hinterher sofort im Internet seine richtige! Brutto- und Nettozeit findet, ich bekomme sie gleich aufs iPhone gefunkt.

Aber zurück zum Start, wir nehmen Aufstellung, ein paar Fotos, die üblichen Fragen und Kommentare von irischen Läufern (viele Ausländer sind nicht da) wegen meines 100 MC Laufshirts ……..“hast du schon 100 Marathons?……..dein wievielter ist das heute?……..oh Gott, warum habe ich überhaupt gefragt!………gratulation………good job……….“ Was mir übrigens immer wieder in den angelsächsischen Ländern auffällt: Keiner zweifelt jemals deine Leistung an, sondern gratuliert dir dazu. In Deutschland dagegen habe ich es gerade wieder am letzten Wochenende anders erlebt: „Was, 743? Wenn das man stimmt!“ Ich habe ihn auf meine Webseite verwiesen, ist mir eigentlich auch egal, aber immer wieder lustig. Dann der gestaffelte Start, die ca. 14000 setzen sich in Bewegung, sehr viele wirklich engagierte Zuschauer feuern uns über die ganze Strecke an. Dann eine Überraschung: Doris Sagasser kommt etwa bei km 5 von schräg hinten im 100er Trikot auf mich zugerannt, „…….was, ihr seid auch hier?…“ Sie ist mit Mario am Sonnabend hierher geflogen. Wir werden uns später beim Zieleinlauf wiedersehen. Die Strecke führt zunächst durch die Innenstadt und dann durch den Phoenix Park, den größten innerstädtischen seiner Art weltweit, weiter durch Außenbezirke, zum Schluß im letzten Drittel als Zugabe ein paar Steigungen, Gesamthöhenmeter am Ende nicht mehr als 200. Die Zuschauer sind immer noch enthusiastisch…… you make a good job……..fantastic…….great run….Eine Zuschauerin hält ein Schild hoch……“Wenn es so einfach wäre, würden wir alle Marathon laufen!“ Die Strecke ist in Meilen ausgeschildert, es sollen auch km-Schilder dagewesen sein. Jetzt haben die Läufer die Stadt wieder erreicht und auf einer langen Geraden geht es am Merrion Square am gleichnamigen Park in den Zieleinlauf.

Ich habe eine Nettozeit von 4:31:16, Gesamtplatz 8737 von 12201 Finishern, und treffe Doris wieder, die ein paar Minuten später die Linie überquert, und Mario, der natürlich schon lange im Ziel war, Zeit knapp über 3 h. Ich bekomme die Medaille und ein Langarm-T-Shirt mit der Aufschrift „Proud Finisher“.

Ich weiß, daß Gunla die Strecke noch einige Zeit genießen wird und gehe zum Duschen ins Hotel. Hier geben die Läufer heute den Ton an, viele sind unten in der Lobby, ich mache mich wieder auf den Weg zum Zieleinlauf und bin gegen 16:35 h dort, um Gunla in Empfang zu nehmen. Es kommen immer noch etliche Läufer, einzeln oder in kleinen Gruppen ins Ziel, jeder darf hier finishen und wird vom Sprecher beim Überqueren der Ziellinie begrüßt. Ich bin nebenbei Fotografierservice und gebe Auskünfte verschiedener Art. Gegen 17:45 h, also Laufzeit 7:45 h, bekomme ich eine sms von Gunla, sie ist schon fertig geduscht im Hotel, wir müssen uns im Ziel um 2-3 Minuten verpaßt haben, sie lief 6:28:23 h, 11890. Platz. Anschließend haben wir dann keine Lust mehr, in der Stadt herumzulaufen und essen abends im Hotelrestaurant, ein irisches Gericht, eine Art Bratwurst mit Kartoffelmus und Soße. Ja, und am nächsten Morgen beginnt nach einem gemütlichen Frühstück die Rückreise, zunächst zum College Green, von wo der Flughafenbus zum Dublin Airport fährt. Am Abfluggate treffen wir natürlich wieder Doris und Mario, die dieselben Rückflüge mit Lufthansa haben, wir nutzen die Gelegenheit für ein Gruppenfoto. Alles geht glatt, um 15:30 h landen wir in Frankfurt, Weiterflug nach Hamburg um 17 h und gegen 20 h sind wir zu Hause.

Dieser Beitrag wurde unter Laufberichte veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.